Unternehmen sterben

Autor/en
Hans-Werner Sinn
WirtschaftsWoche, 23.02.2006, S. 126

Politik+Weltwirtschaft – Millionen Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor versprechen Ökonomen, wenn der Staat beim Lohn drauflegt (Heft 6/2006)

Entgegen ihrer Befürchtung können die kommunalen Jobs, die das ifo-Institut als Notanker vorsieht, wenn es nicht genug private Jobs gibt, den Staat kein Geld kosten. Die Menschen kriegen ja dann ein Gesamteinkommen in Höhe des heutigen Arbeitslosengeldes (ALG) II, müssen aber acht Stunden am Tag in einem Leiharbeitsverhältnis arbeiten. Die Gemeinden dürfen die ihnen anvertrauten Arbeitnehmer über Zeitarbeitsfirmen oder auch direkt an die private Wirtschaft verleihen. Obwohl der Honorarsatz deutlich unter dem heutigen ALG II liegen wird, werden dabei Einnahmen zu Stande kommen. Das macht die Sache billiger, nicht teurer.

Außerdem haben Sie bei der Mageburger Alternative die Nachteile nicht erwähnt. Einerseits kommt es zu großen Steuerverlusten, weil sich die Zuschüsse nicht an den individuellen Verhältnissen der Arbeitnehmer orientieren können, wie es bei einer negativen Einkommensteuer à la Ifo der Fall ist. Andererseits will die Magdeburger Alternative mit einer Stichtagsregelung arbeiten und nur Neueinstellungen seit diesem Stichtag prämieren. Das wird zu massenhaftem Unternehmenssterben führen, weil alte Unternehmen, die kaum bezuschusst werden, den Wettbewerb mit neuen, die den vollen Zuschuss erhalten, nicht bestehen können.

Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, München