Sinn wird 60

Björn Finke, Süddeutsche Zeitung, 7. März 2008, Nr. 57, S. 22.

Dieses Buch hätten die Landesbankenvorstände mal besser gelesen: „Der Staat im Bankwesen. Zur Rolle der Landesbanken in Deutschland“ heißt das Werk, das Hans-Werner Sinn 1997 veröffentlichte. Der staatliche Schutz verleite die Institute dazu, zu große Risiken einzugehen, schreibt er dort. Dass die Kreditkrise nun tiefe Löcher in die Bankbilanzen reißt, gibt dem streitbaren Volkswirtschaftsprofessor der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität recht. Das Buch ist aber nur eines von vielen, das der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung verfasst hat. In den Titeln und bei zahlreichen Auftritten in Talkshows verbreitet der gebürtige Westfale gerne unbequeme Thesen: Die Löhne in der Industrie sind zu hoch; oder: Auf seine Exporterfolge braucht Deutschland sich nichts einzubilden. Der Sohn eines Taxifahrers sucht die Öffentlichkeit, um etwas zu bewegen. „Wissenschaftler müssen die Medien einspannen, um Reformstimmung zu erzeugen“, sagte er einmal. An diesem Freitag wird der verheiratete Vater dreier Kinder 60 Jahre alt.