Brexitdebatte

Dass Großbritannien die EU verlässt, ist eine Zeitenwende. Die „ever closer union“ ist zu einem Ende gekommen, die Nachkriegsordnung zerstört. Mit Großbritannien verliert die EU seine zweitgrößte Volkswirtschaft und einen wichtigen Handelspartner. Gemessen an der Wirtschaftskraft ist der Brexit gleichbedeutend mit dem simultanen Austritt von 19 der 28 EU-Länder. Neben Frankreich ist Großbritannien eine von zwei Nuklearmächten in der Union. Die EU verliert damit an außen- und sicherheitspolitischen Einfluss. Großbritannien schadet sich mit dem Austritt, doch auch Deutschland zählt zu den Verlierern: Nicht nur weil Großbritannien sein zweitgrößter Exportmarkt in Europa ist, sondern auch, weil die Gruppe der nördlichen EU-Staaten, die für Freihandel und liberale Marktregeln eintritt, deutlich an politischem Gewicht gegenüber den protektionistischer ausgerichteten mediterranen Staaten verlieren wird. Deutschland wird künftig bei vielen EU-Beschlüssen, die man mit einer Sperrminorität von 35% im Ministerrat hätte verhindern können, überstimmt werden.

Mit seinen Beziehungen zu den 53 Commonwealth-Ländern und seinem weitreichenden diplomatischem Netzwerk über europäische Grenzen war Großbritannien ein Garant für ein liberales, weltoffenes Europa. Unter diesem Schutzschirm konnte Deutschlands Exportwirtschaft sich auf  Weltwirtschaft etablieren. Das „Fortress Europe“, das man nun unter der Führung Frankreichs bauen will, wird der deutschen Exportindustrie schaden. 

Statt die Briten abzustrafen und vom Verbot des „Rosinenpickens“ zu sprechen, sollte man ihnen entgegenkommen. Gerade dann, wenn die Freizügigkeit für Menschen nicht mehr gewährt werden soll, braucht man Freihandel, um so einen Teil der aus der Migrationsbeschränkung resultierenden Nachteile zum kompensieren.

Hans-Werner Sinn unterstützte die Petition für den Exit vom Brexit: Ein „New Deal“ mit Großbritannien und eine bessere Zukunft für die EU 

Wortlaut des Aufrufs der Unterzeichner:

Die Unterzeichner wenden sich an alle Europäer, für die eine vollständige Europäische Union nur mit Großbritannien möglich ist. Sie sind der Überzeugung, dass der Brexit mit einem neuen Angebot der EU an Großbritannien, einem „New Deal for Britain“, verhindert werden kann. Großbritannien sollte mehr Autonomie, vor allem bei der Zuwanderung, zugestanden werden. Dies würde gleichzeitig der EU nützen und wäre damit auch ein „New Deal for the EU“. Bitte unterzeichnen Sie diese Petition, wenn Sie glauben, dass man versuchen sollte, den Brexit in letzter Minute zu verhindern. 

Vorträge (Video)

What Brexit means for Europe: A German Perspective, Cambridge Judge Business School, 4. März 2019 (Vortrag auf Englisch)

 Pixabay Die Bedeutung des Brexit für Deutschland und Europa, Weihnachtsvorlesung, LMU München, 17. Dezember 2018 (Vortrag auf Deutsch)

Politikbeiträge und Tageszeitungsartikel

Lasst das Volk entscheiden!, Die Presse (ref. Project Syndicate, Januar 2019), 29. März 2019, S. 34.

„Statt Brexit ohne Deal lieber einen Deal ohne Austritt“, Handelsblatt, 11. Februar 2019, S. 48.

„Politiker denken nicht an das Volkswohl“, SonntagsBlick, 27. Mai 2018, S. 25.

„Brexit, Deutschland und die Zukunft der EU“Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Februar 2018.

„Barniers Haltung ist ökonomischer Unsinn“, Handelsblatt Online, 30. Januar 2018.

„Die Bedeutung des Brexit für Deutschland und Europa“Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. März 2017, S. 19.

Hans-Werner Sinn: „Deutschland muss Maastrichtvertrag kündigen“, fundresearch.de (Euro), 11.07.2016.

„Griechenland? Spanien? Auch Finnland steckt in der Krise“, Wirtschaftswoche, 08.07.2016, S. 35.

„Das Flüchtlings-Problem ist schuld am Brexit“, Euro am Sonntag, 02.07.2016, S. 8-10.

„Deutschland ist der größte Verlierer“, Handelsblatt, 01.07.2016, S. 54-57.

Finanz-Experten zum Brexit: „Wie ein Monty-Python-Sketch“, citywire.de, 24.06.2016

„Die Euro-Schuldenspirale dreht sich weiter“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.06.2016, S. 21.

"Brexit: The Unintended Consequences. A Symposium of Views", The International Economy, 02.06.2016, S. 8.

Interviews und Medienberichte - Fernsehen

„Brexit-Folgen“, Hart aber Fair, 14. Januar 2019, ca. 2 Minuten.

„Ökonom Hans-Werner Sinn fordert neues Angebot an die Briten“Radio Bremen, buten un binnen, 4. Dezember 2018, ca. 3 Minuten.

„Brexit could cost Germany dearly“Deutsche Welle, DW Business News, 13. März 2018, ca. 10 Minuten.

Brexit wird Deutschland massiv schaden“Deutsche Welle, DW Wirtschaft, 13. März 2018, ca. 8 Minuten.

„Europa nach dem Brexit – Deutschland und die Führungsrolle“, Phoenix, Unter den Linden, 04.07.2016, ca. 45 Minuten.

„Brexit – nach dem Schock die Hektik“, SRF, 10vor10, 27. Juni 2016, ca. 2 Minuten.

Interviews und Medienberichte - Radio und Podcasts

„Die EU sollte einen Schritt auf die Briten zugehen“, SRF, Tagesgespräch, 17. Januar 2019

Handelsfestung und Schuldenstaat“Gabor Steingart Morning Briefing Podcast, 8. September 2018, ca. 17 Minuten. 

„Wirtschaftsinitiative gegen Brexit: Lockangebot an London“, Deutschlandfunk, Informationen am Morgen, 25. Januar 2018, ca. 3 Minuten.

Interviews und Medienberichte - Print und Online

„Dann würden die Briten in der EU bleiben“, Tages-Anzeiger, 19. Januar 2019.

„Die Nachkriegsordnung wird erschüttert“, Frankfurter Rundschau, 19. Dezember 2018, S. 12.

Igor Hirsch, Merkel soll Briten ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen könnenFocus Online, 18. Dezember 2018.

Lässt sich der Brexit nach dem gescheiterten Misstrauensvotum in London doch noch verhindern, Herr Prof. Sinn?, Börse Online, 15. Dezember 2018.

Florian Schwiegershausen, „Brexit ein Zeichen der Dummheit“, Weser Kurier, 4. Dezember 2018.

Merkel könnte den Brexit abwenden, wenn ...Münchner Merkur, 10. Dezember 2018, S. 3.

Bücher

Der Schwarze Juni. Brexit, Flüchtlingswelle, Euro-Desaster –  Wie die Neugründung Europas gelingt, Herder: München, Oktober 2016, 368 S.