Top-Ökonom Sinn: Der Inflations-Zunder ist entfacht und wird noch lange brennen

Clemens Schömann-Finck, Focus Online, 2. August 2022.

Die EZB versucht, mit der ersten Zinserhöhung seit fast zehn Jahren den Inflationsanstieg zu bremsen. Aus Sicht des ehemaligen Präsidenten des ifo Instituts, Hans-Werner Sinn, wird den Verbrauchern die hohe Inflation aber noch lange erhalten bleiben.

Der Ökonom sieht drei Selbstverstärkungs-Effekte, die dafür sorgen, dass die Inflation nicht einfach verschwinden wird, wie er im Interview bei „René will Rendite“ sagte:

1) Es kommt zu Vorzieh-Käufen: In Erwartung weiter steigender Preise füllen Unternehmen ihre Lager auf. Die hohe Nachfrage verknappt das Angebot, weswegen die Preise weiter klettern.

2) Ein Preis-Lohn-Preisspirale kommt in Gang: Wegen der gestiegenen Preise verlangen die Gewerkschaften höhere Löhne. Die gestiegenen  Arbeitskosten geben die Unternehmen in Form von Preiserhöhungen weiter. Das führt wiederum dazu, dass die Gewerkschaften bei den nächsten Tarifverhandlungen einen entsprechenden Lohnausgleich fordern.

3) Der Staat gibt mehr Geld aus: Die steigenden Preise und Löhne führen zu höheren Staatseinnahmen. Der Staat kann mehr Geld ausgeben und verstärkt dadurch die Nachfrage.

Pandemie sorgte für Inflationsschub

Das Fazit von Hans-Werner Sinn: „Mit dem Ende der Pandemie und des Ukraine-Krieges schwindet der unmittelbare Inflationsschub. Aber die Inflation hört trotzdem nicht auf. Der Schub durch die Pandemie war nur eine Art Streichholz, das den Zunder zum Brennen gebracht hat. Der Zunder brennt dann munter weiter, selbst wenn das Streichholz erlischt.“

Das ganze Interview mit Hans-Werner Sinn können Sie hier sehen: Youtube-Link

Nachzulesen auf www.focus.de.