Hans-Werner Sinn: Die Target-Falle — Gefahren für unser Geld und unsere Kinder

Zuerst, Ausgabe 01/2013, S. 78

Die Einführung des Euro trotz aller Mahnungen von verschiedener Seite sollte in Europa eine neue Aufbruchstimmmung erzeugen und dem Kontinent eine neue Blüte verschaffen. Die Realität sah dann leider anders aus. Europa war in dem folgenden Jahrzent nicht die Boom-Region, sondern die lahme Ente der Welt. Während die Weltwirtschaft mit 43 Prozent wuchs, hechelte die Euro-Zone mit gerade mal zwölf Prozent hinterher. 2011 war das ökonomische Desaster vieler Euro-Staaten offensichtlich.

Wirtschaftlich gesehen hatte der Euro nicht gehalten, was man sich anfangs von ihm versprochen hatte. Aber die neue Währung hatte auch eine politische Funktion: Sie sollte den Frieden in Europa sichern. Aber die jetzige Krise unterminiert die Eintracht im Euro-Raum und stabilisiert sie nicht. Deutsch-feindliche Äußerungen werden häufiger, Deutschland droht in die Isolation zu geraten, wenn es nicht für die bankrotten Staaten Südeuropas weiterzahlt.

Hier kommt nun das Target-System ins Spiel, das Überweisungen zwischen nationalen Notenbanken transferiert sowie mißt und damit die Zahlungsbilanz feststellt. Ein Problem entsteht, wenn Kapital aus den Staaten abfließt und nicht durch ausländischen Geldrückfluß ausgeglichen wird. Solch Bilanzdefizit wird normalerweise von den betroffenen Staaten durch Anwerfen der Notenpresse "ausgeglichen", das Fehlen nationaler Währungen macht das unmöglich. Im August 2012 betrug dieses Defizit bei Spanien 423, bei Italien 278 und bei Griechenland 100 Milliarden Euro - mit wachsender Tendenz.

Die gewaltige Geldvermehrung in den Krisenländern schürt die Inflation im Euro-Raum, verteuert die Produkte und entwertet die Spareinlagen. Die Höhe der Target-Summen stellt die offiziellen Rettungskredite weit in den Schatten. Dem Autor ist es gelungen, auf diese völlig unterschätzte Gefahr in einer auch für Laien verständlichen Sprache hinzuweisen.

Hans-Werner Sinn. Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder. 300 S., geb., € 19,90. München: Hanser Verlag, 2012.