Die Mindestinflationsrate für die Euro-Länder

Hans-Werner Sinn und Michael Reutter

ifo Schnelldienst 53 (35-36), 2000, S. 23-26

Aufgrund des Balassa-Samuelson-Effektes werden die Länder im Euro-Gebiet in Zukunft sehr verschiedene Inflationsraten aufweisen. Wie auch immer das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank aussieht, es wird Länder mit Inflationsraten unter und über diesem Ziel geben. Nach unseren Berechnungen wird Deutschland das Land mit der niedrigsten Inflationsrate sein, etwa 1% unterhalb der Euro-Inflationsrate. Hält die EZB an ihrem Inflationsziel von 2% fest, dann bedeutet dies eine Inflationsrate von 1% in Deutschland, unterhalb des bisherigen Zieles der Bundesbank. Es wird vermutet, dass die Kosten dieser Politik für Deutschland höher sind als die möglichen Vorteile für Hochinflationsländer wie Irland, Finnland oder Spanien. Die EZB sollte folglich ihr Inflationsziel um einen halben Prozentpunkt erhöhen.

Schlagwörter: Europäische Wirtschafts- und Währungsunion, Inflationsrate, Produktivität