Umstritten und geschätzt: Ökonom Hans-Werner Sinn wird 75

Christine Bergmann und Ralf Schmidberger, BR, 7. März 2023.

Er ist umstritten, aber unbestritten einer der bekanntesten Ökonomen Deutschlands: Hans-Werner Sinn. Heute wird er 75 Jahre alt. Nicht nur als langjähriger Präsident des Münchner ifo Instituts fand er klare Worte. Noch immer ist er im Unruhestand.

Als Hans-Werner Sinn 2016 in den Ruhestand ging, da gab es einige, die hofften, dass er auch tatsächlich ruhiger wird. Denn nicht jedem gefiel immer, was der Münchner Ökonom zu sagen hatte. Und so manches Mal, vor allem während der Eurokrise, hörte man – hinter vorgehaltener Hand - den Satz "wieder so ein Unsinn aus München".

Hans-Werner Sinn: vielen ist er zu konservativ

Hans-Werner Sinn war – und ist es immer noch – umstritten. Die einen schätzen ihn als Wissenschaftler, der klare Worte findet. Die anderen halten ihn für zu konservativ und fürchten die Debatte mit ihm, die er mit Herzblut, aber auch gnadenlos führt.

Noch immer meldet sich Sinn lautstark zu Wort

Doch ruhig ist es auch nach dem Abschied von Sinn nicht geworden. Er hat sich weiter in die aktuellen Diskussionen eingemischt, Artikel geschrieben und Bücher veröffentlicht. Vor fünf Jahren, zu seinem 70. Geburtstag, sogar seine Autobiographie. "Auf der Suche nach der Wahrheit", so der Titel und so sein Programm.

Mit 75 will er nun kürzertreten

Doch jetzt mit 75 könnte es doch etwas ruhiger um Hans-Werner Sinn werden. Bei seiner traditionellen Weihnachtsvorlesung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München hat er im Dezember angekündigt, dass dies die letzte war und er kürzer treten will. Damit löst er ein altes Versprechen seiner Frau gegenüber ein: Mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.

Viele Jahre "einflussreichster Ökonom in Deutschland"

Sinn wurde 1948 in eine der SPD nahestehende Arbeiterfamilie in der Nähe von Bielefeld geboren und war in jungen Jahren selbst Mitglied der SPD. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Münster wechselte er an die Universität Mannheim, an der er promovierte und 1983 habilitiert wurde. Ab 1984 lehrte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Ab 1999 war Sinn Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. Unter seiner Leitung wurde das Institut im Januar 2010 von einer Serviceeinrichtung zu einer Forschungseinrichtung rückumgewandelt und zu einem der bundesweit renommiertesten Instituten geformt. Der ifo-Geschäftsklimaindex gilt als wichtigstes deutsches Konjunkturbarometer. Sinn galt laut FAZ-Umfragen viele Jahre als "einflussreichster Ökonom in Deutschland". Die Amtszeit von Hans-Werner Sinn als ifo-Präsident endete im März 2016. Er wohnt in Gauting bei München.

Nachzulesen auf www.br.de.