Das grüne Paradoxon: ifo-Präsident Sinn legt neues Buch vor

Presseecho, Maschinenmarkt, 03.11.2008

Mit seinem neuen Buch „Das grüne Paradoxon – Plädoyer für eine illusionsfreie Klimapolitik“ zeigt Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn die Paradoxien der deutschen Umweltpolitik. Aus seiner Sicht kann das Klimaproblem nicht im Alleingang einiger grün gesinnter Staaten gelöst werden.

„Die Politik kann nur scheitern, wenn globale wirtschaftliche Zusammenhänge außer Acht gelassen werden“, erklärt Sinn. Deshalb muss jetzt umgedacht werden. Die vielfältigen grünen Gesetze von der Ökosteuer über die Biosprit-Quote bis zur Förderung regenerativer Energien müssen einem lückenlosen, weltumfassenden Handelssystem für Emissionszertifikate weichen. Im Alleingang kann keinerlei Wirkung entfaltet werden. „Wenn wir kommenden Generationen eine lebenswerte Erde hinterlassen wollen, kommen wir nicht umhin, das Problem im Weltmaßstab anzugehen“, sagt Sinn.

Deutschland hat zwar die meisten Windflügel, die meisten Solarzellen und den meisten Biodiesel auf der Welt, doch kann damit das Klima nicht gerettet werden. Selbst wenn unser Strombedarf mit Windkraft und Solarzellen gedeckt werden könnte, würde dadurch keine Tonne weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen. Der europäische CO2-Ausstoß ist nämlich über den internationalen Emissionshandel fixiert.

Je mehr Deutschland auf erneuerbare Energien setzt, desto mehr Emissionsrechte werden frei. Was die einen an Kohlenstoff einsparen, verbrauchen andere. Die Verwendung von Biosprit hat darüber hinaus fatale Folgen von globalem Ausmaß: Wenn Energiepflanzen statt auf dem Teller im Tank landen, mag das unser grünes Gewissen beruhigen, doch werden die Nahrungsmittel dann so knapp und teuer, dass weltweit Hungersnöte ausbrechen.

Energiesparen in Deutschland senkt nicht das weltweite Angebot an Öl und Gas

„Die deutsche Umweltpolitik unterliegt einer Illusion“, kritisiert Sinn. Diese Illusion besteht darin, dass wir durch das Vermeiden von Emissionen und eine Verringerung der Nachfrage das weltweite Angebot an Öl und Erdgas senken können. Aber was, wenn die Herren über die Ressourcen nicht mitspielen, fragt Sinn. „Die Scheichs, Hugo Chávez und Russland müssen ihr Öl und Gas nicht an uns verkaufen, sondern können genauso gut die Nicht-Kioto-Länder bedienen, die 70 Prozent des globalen CO2 produzieren“, erläutert er und geht ins Detail: „Wir drücken mit unserem Energiesparen die Preise und subventionieren den Konsum der Amerikaner und Chinesen, die dann noch mehr Spritschleudern fahren und umweltverschmutzende Fabriken hochziehen.“ Obendrein veranlassen wir die Scheichs, durch die Ankündigung, die Preise in der Zukunft sogar noch stärker zu drücken als heute, heute noch mehr Öl und Gas aus dem Boden herauszuholen als ohnehin schon. Das beschleunigt den Klimawandel.