Methodenstreit in der VWL

In den vergangenen Jahren hat sich das Verständnis der Volkswirtschaftslehre gewandelt. Bis in die siebziger Jahre dominierte die Wirtschaftspolitik, die sich auch als Berater außerhalb der Universitäten verstand. Ihr Manko war eine bisweilen erschreckende Theorielosigkeit. Dann schwappte von den USA die Mathematisierung der Volkswirtschaftslehre nach Deutschland über und ergriff ganze Universitäten. Das Fach Wirtschaftspolitik wurde dabei fast ins Abseits gedrängt. Mittlerweile gibt es nicht wenige VWL-Absolventen, die mit Begriffen wie Ordnungspolitik kaum etwas anfangen können. Der aktuelle Methodenstreit, der mit den Aufrufen in der FAZ und im Handelsblatt begann, ist nützlich, denn er hilft, die Richtung des Faches Volkswirtschaftslehre nachzujustieren. Beide Aufrufe enthalten richtige Gedanken, die die jeweils andere Seite zur Kenntnis nehmen sollte. Vernachlässigt wird in der Diskussion aber die Institutionenkenntnis, die eine Stärke der deutschen historischen Schule war. Ökonomische Erkenntnis gelingt oft erst nach dem Studium historischer Ereignisse und rechtlicher Wirkungsmechanismen. Seriöse Volkswirtschaftslehre besteht in einem gleichgewichtigen Dreiklang von Theorie, Institutionenlehre und Ökonometrie, um der Wirtschaftspolitik mit fundierten Empfehlungen dienen zu können.

ifo Standpunkte

ifo Standpunkt Nr. 108: Dreiklang von Theorie, Ökonometrie und Institutionenlehre, 06.07.2009.

Ausgewählte Beiträge in den Medien

„Was ist und was kann Ordnungspolitik?“, Nils Goldschmidt, Gerhard Wegner, Michael Wohlgemuth und Joachim Zweynert, faz.net, 19.06.2009.

„Der Rückzug ins nationale Schneckenhaus“, Gebhard Kirchgässner, faz.net, 15.06.2009.

„Ökonomen-Einfluss auf Politik wird zunehmen“, Hans Christian Müller, handelsblatt.com, 15.06.2009.

„Quo vadis, Ökonomik?“, Christoph M. Schmidt und Nils aus dem Moore, faz.net, 22.05.2009.

„Schadet es, wenn Ökonomen rechnen können?“, Thomas P. Gehrig, faz.net, 11.05.2009.

„Die Ökonomik ist keine zweite Physik“, Viktor Vanberg, faz.net, 13.04.2009.