24. Januar 1949 - Das ifo Institut wird gegründet.

 

Radiobeitrag, WDR2 Stichtag, 24. Januar 2019

Anfang 1949 sind die Regale in den westdeutschen Geschäften wieder mit Kaffee, Butter und Schokolade bestückt. Das soll auch in der künftigen Bundesrepublik so bleiben, freie Marktwirtschaft soll "Wohlstand für alle" sichern. Aber wie agieren Menschen in freien Märkten, wie entwickeln sich Angebot und Nachfrage?

"Man brauchte ein Wirtschaftsforschungsinstitut, welches diesen Gründungsprozess und die Entwicklung der deutschen Marktwirtschaft, der sozialen Marktwirtschaft begleiten würde", erzählt Hans-Werner Sinn, ehemaliger Leiter vom Ifo-Institut, das am 24. Januar 1949 in München gegründet wird.

Forciert von Ludwig Erhard

Das von Ludwig Erhard forcierte Ifo-Institut soll – wie die Abkürzung verrät – Information und Forschung für die Wirtschaft liefern. Am Anfang sind das vor allem Daten zur Konjunktur. "Das ist auch eine besondere Stärke des Ifo-Instituts gewesen, dass man überhaupt wusste, wie die Wirtschaft sich entwickelt", erläutert Sinn, der von 1999 bis 2016 das Ifo-Institut leitet.

Zu den frühen Mitarbeitern zählen die späteren Bundesbank-Präsidenten Helmut Schlesinger und Karl-Otto Pöhl. Finanziert wird die Forschung aus öffentlichen Geldern, aber auch aus Auftragsarbeiten. Ein Schwerpunkt ist die so genannte angewandte Wirtschaftsforschung.

Angewandte Wirtschaftsforschung

Die Bandbreite der Themen reicht von Außenwirtschaft, Klimawandel, Brexit bis hin zur Analyse von Ladenöffnungszeiten. "Man kann mit Arbeiten zu Ladenöffnungszeiten vielleicht nicht unbedingt eine akademische Karriere machen", erklärt Albrecht Ritschl, Professor für Wirtschaftsgeschichte.

Aber auch für solche Themen benötigen die Entscheidungsträger fundierte Grundlagen. "Und genau für diese Dinge gibt es eben diese angewandten Institute, die in dieser Hinsicht sehr viel Arbeit leisten", sagt Ritschl. Das Ifo-Institut ist nicht das einzige in Deutschland, aber eines der bekanntesten.

Konjunkturindikator Ifo-Geschäftsklimaindex

Auch weil es das Ifo-Institut jeden Monat mit dem Geschäftsklima-Index in die Nachrichten schafft - und die Finanzmärkte bewegt. Der Index gilt als wichtigster deutscher Konjunkturindikator.

Zur Ermittlung werden rund 7.000 Unternehmen zu ihrer aktuellen Lage und ihren Erwartungen für die kommenden sechs Monate befragt. "Wenn der einen Ausschlag macht, der unerwartet ist, gehen die Börsen in die gleiche Richtung", sagt Sinn und lobt die Aussagekraft des Index.

Dieser habe in seiner Amtszeit nicht immer mit den menschlichen Prognosen übereingestimmt. "Da wusste man nicht, wer Recht hatte. Ich muss leider sagen, der Ifo-Index hatte immer Recht", so Sinn.

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